Eine Grenze!! Sowas, wie lange hatten wir solch eine Institution schon nicht mehr gesehen??? Wir…
Plötzlich finden wir uns an Bord des Mogs mit einem neuen Rudelmitglied vor, jetzt sind wir also 12 Füsse und 2 Klo’s, juhuiiii. Und: Wiedersehen mit Marcus und Viszla Frieda aus Köln im MAN in Nordrumänien
Wir sind mitten in den Bergen Rumäniens, auf einer einsamen Piste nahe des Lacul Rosus (auch genannt der Killersee), als wir, wie eigentlich so oft in Rumänien ?, unerwartet Besuch erhalten: Vater und Sohn halten bei uns, bewundern begeistert den Mog, man lacht viel miteinander. Obwohl wir ihnen im Weg stehen, ist das kein Problem. Es vergeht keine Stunde, da sind sie zurück: mit ca. 30 frischen Eiern und zwei riesigen Flaschen frischer Kuhmilch! Was soll das?! So langsam kriegen wir diese unendliche Gastfreundschaft der Rumänen nicht mehr verarbeitet. Diese Wärme und Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Weshalb sind wir, in den reichen Industrienationen wie Deutschland und Schweiz nicht so oder ähnlich? Ich bin auf jeden Fall nicht so, das ist mir bewusst, und das beschämt und gibt zu denken.
Nach einer riesigen Pfanne Rührei ? fahren wir weiter, oben auf dem Bergkamm, und bald geht es bergab. Die Motorstaudruckbremse ist in stetigem, zuverlässigem Einsatz (ein Landcruiser verfügt über keine Motorstaudruckbremse, oder? Falls ja, hat der Mog wieder einen Punkt gewonnen im Wettstreit mit dem Landcruiser ?).
Wir kommen durch verlassende Gegenden aus Wiesen und Wald, da entdecke ich im Vorbeifahren riesige, blaue Augen an einem Stück alten Zaun, welche uns anzustarren scheinen. Ich schreie Reto zu, dass er doch bitte sofort anhalten möge. Wir springen aus dem Mog, Teddy schon sehr aufgeregt, sie spürt immer gleich wenn auch wir aufgeregt sind. Die grossen, blauen Augen gehören zu einer mini (!) Katze, mit weiss-braun-rötlichem Fell. Sie sieht total verhungert und abgemagert aus, sie miaut, ist ängstlich. Wir nehmen sie auf die Hand, sie wiegt nichts, ist nur Haut und Knochen, die Rippen treten hervor. Während Reto das Kätzchen auf seinem Arm hält, suchen wir nach weiteren Kätzchen oder einer Mutterkatze, einem Bau. Wir lassen sie herunter, und sie verschwindet im Gestrüpp, da ist jedoch kein anderes Tier zu finden. Wir warten, beratschlagen uns. Das Kätzchen ist nicht mehr so ängstlich, fast schon zutraulich, sie miaut, nichts passiert, kein anderes Tier zeigt sich. Ein Blick, und es ist klar: das Kätzchen können wir hier nicht zurücklassen! Man weiss es ja nie, aber wir vermuten, lange würde sie nicht mehr überleben können. Also geht’s in den Mog, Teddy ist begeistert, ihr Schwanz geht helikopterartig vor lauter Freude. Das Kätzchen, es sieht aus wie die kleine Schwester von Teddy der Färbung nach, verhält sich faszinierend: sie blickt aus riesigen Augen in der Fahrerkabine umher, kuschelt sich in meinen Schoss auf dem Beifahrersitz in das weiche Schaffell, und, was ist das: sie scheint das Geschaukel des Unimogs, wir sind ja auf einer ruckeligen Piste, toll zu finden und zu geniessen! Wow! Ihr Kopf wackelt im Rhythmus des mogs hin und her, reto und ich kriegen uns nicht mehr ein vor Lachen, und das Kätzchen scheint zufrieden. So fahren wir dahin, das Kätzchen scheint sich sehr wohl zu fühlen! Es blickt uns viel an, aber auch die Fahrerkabine des mogs scheint ihr Interesse zu gewinnen. Wir kommen zu einem kleinen Ort mit Supermarkt, die haben doch tatsächlich Whiskas-Nassfutter für junge Kätzchen! Das Kätzchen frisst mit Heisshunger, ist total aufgeregt. Sie hat einen ziemlich dicken Blähbauch, aber sie isst und isst, sie schnurrt und ist plötzlich wahnsinnig verspielt und zutraulich. Sie erhält ein provisorisches WC aus alten Handtüchern in einer Papiertüte (das ist also nun das zweite WC an Bord des Unimogs), und ist quasi sofort stubenrein. Sie liegt auf dem Rücken auf dem Schaffell, zwischen meinen Beinen, schnurrt und spielt. Auch bei Reto auf dem Arm fühlt sie sich sehr wohl.
Wir konzentrieren uns wieder auf die Strasse. In letzter Zeit hatten wir Pech, an vielen Orten gab es, aus verschiedenen Gründen, kein Durchkommen. Und auch jetzt, erst wollen wir in einen Nationalpark, hier ist jedoch Fahrverbot. Also versuchen wir unser Glück am nahegelegenen Stausee mit dichten Wäldern, aber hier ist die Strasse gesperrt! Wir sind frustriert, ist uns dies im Norden Rumäniens nun schon ein paarmal passiert. Wir kurven durch ein kleines Dorf, ohne Asphaltstrasse, sondern Piste, auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Die Strassen sind eng, aber alle Dorfbewohner sind so nett und hilfsbereit, sie fahren sofort alle ihre Autos weg, obwohl wir ja zurücksetzen müssten und wir im Weg sind. Ist das nett, jeder winkt und lächelt.
Wir finden eine schöne, nicht bewirtschaftete Fläche inmitten von Landwirtschaft, oben auf einem Hügel. Die Sonne scheint, das Licht ist mild. Da bricht plötzlich, wie aus dem Nichts, ein Sturm los, eine dunkle, bedrohliche Regenwolke rast über den Himmel. Teddy und Chilly, so haben wir das Kätzchen genannt, denn es scheint immer so gechillt, beim Mogfahren und mit Teddy, werden gepackt und in den Mog verfrachtet. Schon hagelt es dicke Hagelkörner, Teddy hat wahnsinnige Angst, aber das gechillte Kätzchen beruhigt sie, irgendwie ?, und schon liegen beide, das Kätzchen und Teddy, zusammen auf Teddys Hundebett, Chilly an Teddys Bauch gekuschelt, und schlafen. Was ein schönes Bild!
Nachts werden wir wach, uns fällt ein, wir haben jetzt ja eine Katze an Bord. Wir machen das Licht an, Teddy liegt in ihrem Bett, aber wo ist das Kätzchen? Wir suchen überall, können sie nicht finden… dann, da sitzt sie und starrt uns aus grossen Augen an: sie sitzt auf dem Styropor, auf dem sonst das Hubdach aufliegt wenn dieses unten ist! Okay, das Hubdach als neuer Katzenbaum… wir schlafen beruhigt weiter, die Katze sieht zufrieden aus.
Am nächsten Morgen wollen wir abfahren – doch, wo ist die Katze?? Wir suchen, erneut, alles ab. Keine Katze zu finden! Wir trauen uns nicht, das Hubdach runter zu lassen. Hinter den Schränken am Hubdach sind Hohlräume, falls sie da ist, würden wir sie erdrücken. In den Schränken ist sie nicht, in diese kommt sie ebenfalls über das Styropor des Hubdaches. Seltsam! Und dann, plötzlich, ein Geräusch, aus den Schränken am Hubdach. Die hatte ich aber durchsucht! Und dann, finden wir das Kätzchen: in einem Geheimversteck! Sowas, mussten wir erst ein Kätzchen finden um zu erfahren, dass wir ein Geheimversteck im mog haben ?.
Wir fahren, Chillys Kopf wackelt entspannt mit der holprigen Piste, und finden eine schöne Stelle an dem grossen Stausee vom Vortag, der nur an einer Stelle zu erreichen ist, da ja die restlichen Strassen gesperrt sind. Es ist eine seltsame, apokalyptische Stimmung. In verlassenen Wohnwagentrailern und leerstehenden Gebäuden holt sich die Natur ihr Gebiet zurück, Bäume und Büsche überwuchern den Beton, wilde Hunde bewohnen die Ruinen. Es ist eine dubiose Stimmung, wir sind froh, als wir am nächsten Tag abfahren! Doch irgendwie, das Glück ist uns nicht hold, wir irren umher, finden keinen Platz der uns gefällt… Strassen sind gesperrt oder in einem desolaten Zustand. Wir wollen gerne auf einen Camping, wir müssen waschen (da sind sie wieder, die lästigen Haushaltstätigkeiten, die Jagd nach einer Waschmaschine – ich vermute, dass ich in den Stan-Ländern wohl von Hand werde waschen müssen, und möchte aber aktuell noch den Luxus einer Maschine, die dies für mich erledigt, geniessen) und möchten uns mal wieder bekochen lassen (und abspülen! ?). Wir finden, ganz im Norden, Roberts Camping «Zur deutschen Eiche» ?. Cooler Typ, er hat viel zu erzählen, kocht toll ( und backt himmlisch, ein Traum, der Käsekuchen mit den Rum-Rosinen, wie früher als Kind bei meiner Pflegemutter!) und hat einen super gepflegten Platz mit tollen Sanitäranlagen und – Waschmaschinen, juhui ?! Ich putze den Mog, wasche Wäsche, versorge die Viecher… Reto arbeitet viel, und er repariert den mog: das Schutzblech am Rad links vorne ist lose, ist uns nicht zum ersten Mal gebrochen. Das ist mühsam, je nachdem, wie schräg die Räder stehen, schleift die Abdeckung am Reifen, und auf Pisten ruckelt es wie blöd und macht laute, schiefe Geräusche. Eine Lösung ist schnell gefunden, und Reto kann das Schutzblech reparieren: ein Winkel wird abgeflext, und ist schnell verschraubt. Sieht professionell aus! Der Reto kanns halt, und vor allem: er macht einfach.
Wir geniessen den Platz, und dann wird es noch schöner, als Marcus aus Köln mit Viszla Frieda im riesen MAN angedüst kommt – wir kennen uns aus Bukarest, ihr erinnert euch, und wir hatten abgemacht, dass wir uns einfach nochmal sehen müssen ?.
Ruckzuck steht Marcus neben uns, der Tisch kommt in die Mitte, Marcus spannt eine bunte, solarbetriebene Lichterkette zwischen MAN und mog, die Hunde toben umher. Wir haben gute Gespräche, kochen zusammen, machen gemeinsame Wanderungen mit den Hunden. Es ist Bärengebiet, also hat Marcus sein Bärenspray dabei. Ich mache Affengeräusche, um die Bären fernzuhalten, doch was passiert, ist, dass Frieda und Teddy verwirrt um mich herumspringen… Es sind schöne Tage. Marcus lernt Spanisch, er will mit dem MAN nach Südamerika, und so drehen sich unsere endlosen Gespräche ums Reisen… es sind schöne Tage. Doch mich zieht es, ich will mal wieder frei stehen…..